Am Karsamstag fand im zukünftigen Zentrum der Mennoniten-Gemeinde Tavannes ein Treffen zwischen dem Kanton Bern und den Mennoniten der Schweiz statt. Der Ort war symbolträchtig: im ehemaligen Zeughaus des Kantons Bern trafen sich die Vertretungen der Mennonitengemeinden und der Regierungsratspräsident sowie der Reformierten Kirche zu einer Versöhnungsfeier, an der die Konferenz der Mennoniten nach einem Gesprächsprozess auf die im November 2017 von Regierungsrat Christoph Neuhaus ausgesprochene Bitte um Verzeihung für begangenes Unrecht an den Täuferinnen und Täufern mit einem ausführlichen Dokument und den markanten Worten: „Ja, wir vergeben!“ antwortete.
Auch der Termin zwischen Karfreitag und Ostern wirkte symbolisch: Nach all dem Leiden und Sterben Jesu, dem viele Mennoniten in ihrer Überzeugung gefolgt waren, dem Eingestehen von Unrecht und Schuld folgt nun ein neuer Abschnitt, geprägt von Befreiung und Hoffnung, einem neuen Zusammenleben zwischen Regierung, Kirche und Mennoniten.
Eindrücklich, dass in den Ansprachen nicht Vorwürfe dominierten, sondern die Schritte zur Versöhnung betont wurden. Hanspeter Jecker zeigte in seinem Referat auf, wie seit Anbeginn der Auseinandersetzungen zwischen Täufern einerseits und Regierung und Kirche andererseits Bemühungen stattfanden, das gegenseitige Verständnis zu fördern und die unterschiedlichen Auffassungen zu tolerieren. Jürg Bräker wählte den bildhaften Vergleich von Jesus mit dem Balken im eigenen und dem Splitter im Auge des andern, um aufzuzeigen, dass alle zuerst in sich kehren müssen, anstatt die andern vorschnell zu richten. Und der Regierungspräsident Christoph Neuhaus betonte die Wichtigkeit des Erinnerns an die Geschichte, die uns geprägt hat, die man nicht einfach auslöschen oder übergehen kann, sondern dass man sich ihr stellt, auch wenn sie schmerzhaft ist. Mit der Bitte um Verzeihung steht die Berner Regierung zur damaligen Verfolgung und dem begangenen Unrecht.
Als Zeichen der Versöhnung wurde auf dem Areal gemeinsam eine Linde gesetzt und von den Vertretungen der 13 Gemeinden und dem Vorstand der KMS das Dokument unterzeichnet, das die Versöhnung bekräftigt.
Ein gemeinsames Mittagessen beschloss den bewegenden Anlass. Ein grosser Dank geht an alle Beteiligten, die die Stellungnahme sorgfältig vorbereitet haben, und an das Team, das den ganzen Tag der Begegnung und Versöhnung gestaltet hat.
Die entsprechenden Dokumente sind auf der Homepage der KMS abrufbar.
Artikel von Karl Martin
Download der „Erklärung der Konferenz der Mennoniten der Schweiz an den Regierungsrat des Kantons Bern“ von der KMS Homepage.
Hier kann auch noch die Medienmitteilung heruntergeladen werden: [download id=“3364″]